2001 gründet sich der Verein Rothener Hof in dem kleinen Örtchen Rothen in der Gemeinde Borkow, dieser Verein steht für Kunst, Kultur und Gewerbe. Die Mitglieder des Vereins sind nicht nur ortsansässige Bewohner sondern kommen auch von weiter her. Rothen ist ein Ort zum Verweilen, Lernen und Genießen.
Im Rothener Hof vereinen sich viele künstlerische Handwerke wie Metall, Holz, Emaille, Transparente Welten, Mosterei, Zirkus, Malerei und vieles mehr. Die Holzwerkstatt bietet Kurse für Bogenbau und Möbelbau an, ebenso gibt es Kurse in der Emalier-und Metallwerkstatt. In den Sommerferien können Kinder ein Woce zum Malkurs kommen und alle zwei Jahre findet der einwöchiger Zirkuskurs für Kinder statt.
Der Verein unterstützt all diese Handwerke und gibt ihnen einen Ort zum Erschaffen von außergewöhnlichen Werken. Einmal im Jahr findet am 03.Oktober ein Markttag statt, die Leute kommen von weit her und freuen sich immer auf neue Werke, Ideen und Leckereien. Jeden Sommer wird das „Podium Rothener Hof“ veranstaltet, das ein Forumfür die debatte wichtiger politischer Fragen ist. Auch verschiedene Kleinprojekte und Ausstellungen wie „Burgschüler in MV“ oder „Ein Dorf im Portrait“ finden hier ihren Platz und können besichtigt werden.
Für den großen und kleinen Hunger der Urlauber, Besucher oder Einheimischen gibt es in der „Rothener Kelle“ immer etwas für den Gaumen. Die „Rothe Kelle“ entstand vom Kräutergarten zum Mittagstisch, ist ein Ort für Vereinstreffen, versorgt alle Kursteilnehmer der handwerklichen Begeisterten und sorgt mit einem abendlichen Menü für einen entspannten Ausklang.
Der Rothener Hof hat sogar einen eigenen Kurier, der die Dorfbewohner und Besucher des Vereins mit allen wissenswerten Informationen versorgt. Neuigkeiten, Berichte über Vergangenes, Bilder von früher und heute, aktuelle Veranstaltungen und Veränderungen werden veröffentlicht. Jeder Besucher, Urlauber oder auch zukünftiges Mitglied ist jederzeit im Rothener Hof willkommen.
Ein Projekt des Vereins Rothener Hof e.V. ist die Ausstellung "Flüchtlingsgespräche"
Das Vorwort der Ausstellungs-Broschüre:
Flüchtlingsgespräche
Wir wohnen auf dem Lande in Mecklenburg-Vorpommern. Solveig Witt in Dabel,
Christian Lehsten in Rothen. In unseren Dörfern sind sehr viele Bewohner Flüchtlinge
oder Nachkommen von Flüchtlingen. 1945 hatte Rothen 108 Einwohner,
1946 waren es über 180. Die Anzahl der Bewohner hatte sich durch die Flüchtlinge
fast verdoppelt. In den vielen Gesprächen, die wir mit unseren Nachbarn geführt
haben, spielte die Flucht immer wieder eine große Rolle. Die Furcht vor den Bomben
und dem Beschuss der Heimatorte, der Hunger, die Vertreibung aus den Häusern,
die Angst der Frauen vor Vergewaltigungen bewog die Menschen, die Heimat
zu verlassen. Niemand hat freiwillig die Heimat verlassen. Viele erzählten
uns, wie schwer es für sie war, hier als Fremde anzukommen. Neben der materiellen
Not war auch die gesellschaftliche Ausgrenzung und Diffamierung für viele
eine bedrückende und demütigende Erfahrung. Die Flüchtlinge galten als die „Zigeuner“
oder die aus der „Batschka“, die angeblich immer das Messer schnell zur
Hand hatten.
Ist die Lage der Flüchtlinge heute 2016 nicht in Vielem sehr ähnlich? Wir beschlossen,
Gespräche mit Flüchtlingen zu führen und deren Geschichten aufzuschreiben.
So kamen wir zu den Erzählungen alter Menschen, die die Flucht 1945 überstanden
hatten und in den Orten Rothen, Borkow, Sternberg oder Bolz eine neue
Heimat gefunden hatten. Und wir unterhielten uns mit Flüchtlingen in der Asylbewerberunterkunft
in Dabel, die uns schreckliche Erlebnisse ihrer teilweise jahrelangen
Flucht berichteten.
Wir haben diese Geschichten aufgeschrieben und von jedem ein Foto gemacht.
Wir haben die Geschichten aus den ganz verschiedenen Zeiten sehr bewusst nebeneinander
gestellt. Wir sind fest davon überzeugt, dass die Fluchtgeschichten
vergleichbar sind, auch wenn die konkreten Ursachen unterschiedlich sein mögen.
Für die Betroffenen ist Flucht, d.h. Verlust der Heimat, des Besitzes, der Arbeit,
usw. eine große Beschwernis. Die Erfahrung, als Fremder nicht willkommen zu
sein, als Mensch zweiter Klasse abgelehnt zu werden, ist entwürdigend.
Wir haben die 8 Geschichten und die 8 Portraits zu einer Ausstellung zusammengestellt,
die zuerst an KUNST OFFEN 2016 im Verein Rothener Hof gezeigt wird.
Die Ausstellung kann ausgeliehen werden und wir hoffen, dass sie an vielen Orten
gezeigt wird. Herzlichen Dank an den Verein Rothener Hof, an dessen Vereinsgebäude
die Ausstellung zum ersten Mal gezeigt wird. Dank auch an den Landkreis
Ludwigslust-Parchim, der das Projekt finanziell unterstützt hat und an Bastian v.
Lehsten, der unentgeltlich das Layout dieser Broschüre gestaltet hat.
Solveig Witt und Christian Lehsten