
Ehrenamt und Engagement sichern in der Krise den gesellschaftlichen Zusammenhalt vor Ort. Nachbarschaftliche Einkaufshilfen, Nähaktionen für Alltagsmasken, Onlinekurse vom Sportverein zum Fitbleiben, Telefonnetzwerke und Briefe gegen die Einsamkeit haben im ersten Lockdown das soziale Miteinander am Leben gehalten. Freiwillige Feuerwehren, Wasserrettung, Tafeln, Stadtteil- und Begegnungszentren, Selbsthilfeorganisationen und viele andere gemeinnützige Akteure halten auch in der Krise ihre lebenswichtigen Leistungen aufrecht. Ihr Beitrag ist systemrelevant und dennoch gefährdet. Denn auch gemeinnützige Organisationen und Vereine sind unter Druck geraten. Einnahmen sind weggebrochen, weil Veranstaltungen und Aktivitäten nicht stattfinden, Spenden fehlen. Die ehrenamtliche Arbeit kann vielfach nur noch auf Distanz oder ganz digital stattfinden, wo es doch gerade hier um menschliche Kontakte geht. Ganz zu schweigen davon, dass in den Vereinen oft weder die IT-Ausstattung noch das Know-how vorhanden sind. Plötzlich sind Kompetenzen gefragt, über die viele Vereinsvorstände nicht verfügen. Die Angst durch den Stillstand Mitglieder und Engagierte zu verlieren, ist groß. Dieses Bild zeichnet die erste Befragung innerhalb der ZiviZ-Studie „Lokal kreativ, finanziell unter Druck, digital herausgefordert“ im April 2020 ganz klar.
Die Landesregierung reagierte schnell und legte mit dem Sozialfonds auch einen Fonds zur Soforthilfe für das Ehrenamt auf. Die Ehrenamtsstiftung MV hat bis Ende 2020 daraus 472 Vereinen mit insgesamt 696.108,02 € durch finanzielle Engpässe geholfen. Noch einmal 698.796,44 € hat sie an 608 Vereine und gemeinnützige Organisationen für ehrenamtlich getragene Aktivitäten während der Lockerungsphase ausgereicht. Mit diesen Mitteln haben viele Vereine digital aufgerüstet, um sich für den zweiten Lockdown zu wappnen. Aufgebaut wurden Webseiten zur besseren Darstellung des Vereinsangebotes, Plattformen zur digitalen Zusammenarbeit, Ideen-Werkstätten zur Pandemie-Bewältigung im Verein. Doch mit der Technik allein ist es nicht getan. Man muss sie auch anwenden können. In Weiterbildungsveranstaltungen vor Ort und in Online-Seminaren vermitteln die Stiftung und viele andere gemeinnützige Unterstützer-Organisationen deshalb, wie man diese vielen digitalen Tools am besten nutzen kann. Im Netz sind dazu mittlerweile eine Vielzahl von Online-Tutorials abrufbar – auch wie Mitgliederversammlungen und Vorstandssitzungen rechtssicher online abgehalten werden können.
Die schwierigen Zeiten sind mit der Aussicht auf den Impfstoff nicht vorbei. Die Einschränkungen werden unseren Alltag noch eine Weile begleiten. Manche Veränderung, besonders in unserer Arbeitsweise, wird Bestand haben. Um den Vereinen bei der Anpassung zu helfen, will die Ehrenamtsstiftung MV ihnen zukünftig Experten/Coaches zur Organisationsentwicklung zur Seite stellen. Dafür stellt sie ein Budget bereit, für das sich Vereine bewerben können. Die ersten elf Vereine haben so im Dezember 2020 angefangen, ihre individuellen Problemfelder mit externer Hilfe anzugehen.
Aber auch die übergreifenden Themen will die Stiftung 2021 wieder anbieten. Die Engagement-Fachtage vom 26.-28. Mai 2021 sollen ein Marktplatz guter Lösungen für Vereine werden. Stattfinden sollen sie sowohl analog als auch digital. Angedacht ist auch, sie mit den Ehrenamtmessen kombinieren, die ebenfalls digital stattfinden werden. So entstünde eine ganze Woche des Engagements – ein Festival der Inspiration und Motivation. Ebenso soll die Veranstaltungsreihe „Steuererklärung für Vereine – leicht gemacht“ mit dem Finanzministerium und den Finanzämtern wieder stattfinden. Diese lief schon 2020 sehr erfolgreich digital. Der Video-Mittschnitt wurde inzwischen fast 3000 Mal angeschaut. Es gibt fast nichts, wofür es nicht eine kreative Lösung gibt.
Wenn wir eines Tages auf dieses Jahr 2020 zurückblicken, was werden wir sagen? War es ein verlorenes Jahr? Oder werden wir sagen, es hat uns die Augen geöffnet? Es hat uns klarer sehen lassen, was in unserem Leben, in der Gesellschaft dem Stresstest nicht standhält, weil die Zukunft schon längst einen anderen Weg eingeschlagen hatte, ohne dass wir es bemerkt hatten.
"Auf jeden Fall können wir sagen, wir haben viel gelernt – vor allem, wie viel möglich ist, wenn wir zusammenarbeiten. Eine Erkenntnis, die uns hilft, die passenden Antworten für die Herausforderungen dieser Zeit zu finden.", fasst Geschäftsführerin Dr. Adriana Lettrari zusammen.
Einige gibt es auf www.ehrenamtsstiftung-mv.de